Kurzgeschichten: Schmutzige Geschäfte


Schmutzige Geschäfte -


Miami …

„Ich hätte mich von dir nie überreden lassen sollen“, seufzte Abby. „Das endet sicher in einer Katastrophe!“

„Ach, Abby“, lachte Callie und blies sich eine ihrer rotblonden Locken aus der Stirn. „Bei dir endet immer alles gleich in einer Katastrophe. Glaub mir, es gibt keinen besser Ort um diesen Loser zu vergessen.“

Abby presste die Lippen zusammen. Ja, sie hatte mit Willy vor drei Tagen Schluss gemacht. Der Arsch hatte sich nicht einmal vergewissert, dass sie wirklich in der Arbeit war, bevor er die hochnäsige Schnalle vom Apartment nebenan vögelte!

„Und den Job im Diner?! ‚Bob’s Café’?? Was hat dir der alte Lustmolch fürs Kellnern gezahlt? Sieben-fünfzig die Stunde?“

„Das Trinkgeld war nicht so übel!“

„Das Trinkgeld?“ Callie musste lachen. „Damit musst du hier vorsichtig sein! Aber wenn du dich schon bezahlen lässt, dass dir jemand auf den Arsch starrt, dann sollte zumindest der Preis stimmen! Allein dein Grundlohn hier ist das Zehnfache deines bisherigen Tagesverdiensts. Vielleicht sogar viel, viel mehr. Es hängt allein von dir ab.“

Abby atmete tief durch und sah sich in der geräumigen Umkleide um. Sie waren offenbar die Letzten. Überall hingen die luftigen Sommerkleidchen von jungen Mädchen – Kleider, Schuhe, Taschen … Louis Vuitton, Gucci, Versace, Prada, Dior … Designerzeugs – so wie auch alles, das Callie in ihrem Kleiderschrank besaß. Offenbar zahlte sich dieser Job für sie und die anderen Girls wirklich aus. Und sie … sie kam mit ihrem Jurastudium einfach nicht vom Fleck. Wahrscheinlich, weil sie immer viel zu viel Zeit mit Arbeiten im Diner verbrachte. Callie, ihre Mitbewohnerin, verfolgte in der Hinsicht eine ganz andere Philosophie.

„Du hast mir aber nicht gesagt, dass dieser Job auf einem Schiff stattfinden würde“, beschwerte sich Abby. Das leichte Schwanken unter ihren pechschwarzen High Heels verursachte ihr ein leichtes Schwindelgefühl. Allein der Anblick, den die schneeweiße, hundertdreißig Meter Jacht bei der Landung des Helikopters geboten hatte … Mit all den Girlanden, Lichtern und von unzähligen Scheinwerfern bestrahlt. Das alles hatte ihr die Sprache verschlagen.

„Schiff, Club, Penthouse … Wo ist der Unterschied? Wichtig ist bei dieser Party nur, dass die Knete stimmt. Du wirst mir noch dankbar sein. Und glaub mir, dieser Job kann auch echt Spaß machen.“ Ein kleines, verträumtes Lächeln schlich sich auf Callies Lippen. „Scheiße, ja! Das wird der beste Wochenendjob ever – der beste deines Lebens. Zwei volle Tage in hellblauen, karibischen Gewässern. Mit Männern, die du sonst nur in den Zeitungen und Fernsehen zu Gesicht bekommst …“ Sie kam ins Schwärmen.

Abby kaute auf ihrer Unterlippe.

Mit einem Minikleid außer Haus zu gehen, war eine Sache. Mit einer Stretchlimo abgeholt zu werden eine andere. Und dann noch mit einem Hubschrauber hier zu landen wieder eine ganz andere … Das Kleid hatte sie sich von Callie ausleihen müssen.

„… Schwimmbecken, Whirlpool, Sauna … Es gibt sogar ein Kino an Bord. Fährst du gern Jet-Ski?“ Callie plapperte einfach weiter.

„Was?“

Jet-Ski?

Das hatte sie noch nie probiert.

„Ach egal … Das wird toll.“ Callie seufzte aufgeregt. „Also … dann wollen wir mal rein in unser Outfit.“ Sie schälte sich aus ihrem Minikleid und ihren hauchdünnen Dessous. Splitternackt griff sie in den Spind und holte ein französisches Dienstmädchenkleidchen hervor.

Abby schnaufte und errötete bis über beide Ohren. Sie hatte Callie nur ein paarmal in der Dusche nackt gesehen. Das war noch in der Highschool. Sie war immer blank rasiert gewesen … genau wie sie selbst. Jetzt zierte ein Herz aus dichten feuerroten Härchen ihre Scham.

Und das Outfit …

Das?!

Das sollten sie anziehen?? War das hier etwa eine … Kostümfeier?

Französisches Dienstmädchen … Hauchdünne pechschwarze Seide. Edle, weiße Spitze. Und vor allem poknapp! Und dort, wo die Brüste waren … Dieses Outfit zeigte mehr, als es verbarg.

„Callie? Ist das … Ist das ernst gemeint?“ Mit großen Augen betrachtete sie ihre Fingerspitzen unter dem dunklen Stoff. Jedes Detail ihrer Hand war zu erkennen und das bedeutete wohl auch …

„Und ob“, nickte Callie und warf anmutig ihr langes, rotes Haar nach hinten. „Unser Gastgeber hat gewisse … Vorlieben.“ Im Nu war sie in das Kleidchen geschlüpft – noch immer splitternackt – und befestigte die Strapse am Saum ihrer Strümpfe.

Der weiße Stoff der Schürze bedeckte nur knapp ihren Schritt. Und wie sah das aus, wenn sie sich bewegte?! Errötend wandte Abby den Blick ab.

„Das … Das kann ich nicht“, schluckte sie.

Callie küsste sie auf die Lippen … Lipgloss mit Aprikosengeschmack … und zog ihr das Minikleid über den Kopf.

„Kneifen gibt’s jetzt nicht, Abby. Für dich wird’s Zeit, bei den großen Mädchen mitzuspielen, sonst endest du noch in irgendeiner schäbigen Bar als billiges Grapschspielzeug!“

Atemlos sah Abby ihr zu, wie sie das Kleidchen an den richtigen Stellen zusammenschnürte und den Sitz der Strümpfe kontrollierte. Sie betastete ihre Lippen, die noch immer nach Aprikose schmeckten. Sie hatte noch nie ein Mädchen geküsst. Auch ihre beste Freundin nicht. Und das Gefühl war irgendwie … irritierend.

Sie betrachteten sich im Spiegel. Ja … Der Anblick war der Hammer! Sie hatte das Gefühl, dass ihre Brüste jede Sekunde ihr Kleidchen sprengen könnten und … erst ihr Arsch … Abby schluckte und starrte auf den schwarzen Stoff, der sich eng um ihre Hüften schmiegte und nach hinten immer kürzer und kürzer wurde. Es zeigte wirklich alles. Und wenn sie sich vorbeugte, würde es wohl auf den ersten Blick so aussehen, als wäre sie völlig nackt. Oh Gott … Das war doch nicht ihr Ernst!? Sie blickte auf ihr eigenes entgeistertes Gesicht, dann auf Callie …

„Was …“

„Vergiss nicht … Du musst nichts tun, was du nicht willst.“ Callies Spiegelbild musterte sie mit strahlend blauen Augen. Sie sahen beide aus, als wären sie einem schmutzigen japanischen Film für Erwachsene entsprungen. Nur, dass Abbys dunkle Haare und Augen, verglichen mit der rotblonden Mähne und den himmelblauen Augen ihrer besten Freundin, beinahe langweilig wirkten.

Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals hinunter und nickte entschlossen.

„Du weißt bestimmt noch, dass mir Bob in seinem Café schon mal an den Po fassen wollte! Und wie locker meine Hand sitzt. Ich mache nichts, was mir nicht gefällt. Und ich mache auch sicher nichts Unanständiges …“

„Natürlich nicht“, bestätigte Callies Spiegelbild mit gespielter Empörung.