Kurzgeschichten: Gerecht Geteilte Ehestuten


Gerecht Geteilte Ehestuten -


„Darren, hilfst du mir mal?“

Ich seufzte. Meine Frau Carol konnte unerbittlich sein. Während ich mich noch mit dem Jetlag abmühte, war sie schon ausgestiegen und hatte die hintere Tür des Shuttle-Busses geöffnet, um sich um unsere Taschen zu kümmern. Und es war eine Freude, ihr dabei zuzusehen, wie sie sich mit ihren luftigen Sommersandalen streckte, auf Zehenspitzen stand und unser Gepäck anhob. Ihr roter Minirock rutschte dann genau diesen einen Tick nach oben, zeigte ihre gebräunten Beine und betonte ihren wohlgeformten Po. Fast geriet ich so ins Schwärmen, dass ich vergaß, wie lange wir schon verheiratet waren und dass sie eigentlich wollte, dass ich ihr half.

Gähnend griff ich nach meiner Tasche.

„Müde, Schatz?“

„Ja“, gestand ich. „Ich sehne mich nur noch an einer Sache. Nach einer Dusche, einem Bett und einem Coral-Spezial.“

„Das sind drei Sachen, Schatz.“ Ihre immer zu einem schnellen Lächeln geschaffenen Lippen zogen sich nach oben und sie errötete kein bisschen. „Meinen Spezial-Blowjob kriegst du – aber nur wenn ich dann auch noch auf meine Kosten komme.“

Süßes, kleines Biest. Ich tätschelte ihren Po und sie ließ es sich mit meinem Glucksen gefallen.

Meine Frau! Was hatte ich doch für ein Glück. Zu meiner großen Freude liebte sie kurze Kleidchen – Kleidchen, die maximal bis zu den Knien reichten. Und dazu Strümpfe und High Heels. Und wenn dann ein plötzlicher Windstoß ihr Kleidchen anhob und ein wenig mehr entblößte, als schicklich war, kommentierte sie es immer mit diesem versonnenen, fast frechen Lächeln. Ihre grünen Augen funkelten dann immer wie zwei Juwelen. Damit hatte sie schon so manchen Männern den Kopf verdreht. Manche kassierten für ihre Blicke sogar Ohrfeigen von ihren Ehefrauen.

High Heels und Strümpfe trug sie zwar im Augenblick nicht, aber der Rest passte schon mal so, wie er war.

„Wo genau sind wir eigentlich?“ Ich sog tief die warme Meeresluft ein und ließ meinen Blick über den pittoresken kleinen Jachthafen und das elegante Restaurant schweifen. In Geografie war ich schon immer eine Niete gewesen, aber dieser Ort hier war herrlich anzusehen. Die goldene Abendsonne verlieh dem Ganzen einen fast schon kitschigen Postkarten-Look.

Coral kicherte und strich ihr schulterlanges, schwarzes Haar nach hinten. „Irgendwo zwischen Hawaii, Bali und den Philippinen.“

Na, das grenzte es ja ein.

„Und die Insel, von der Rowan sprach?“

„Tja, ich schätze, immer der Sonne hinterher und beim dritten Stern dann rechts.“ Sie schattete mit der Hand ihre Augen ab und sah in den Sonnenuntergang.

„Ahh“, machte ich und schmiegte mich von hinten an sie. „Aber wenn du dann plötzlich auf Feenstaub davonschwebst und mir ein Hakenmann nachrennt, bin ich raus, verstanden?“

„Keine Sorge, Schatz, mein Feenglanz reicht für uns beide.“ Sie kuschelte sich bestens gelaunt an meine Schulter und winkte Rowan und Amber zu, die schon bei einem der Motorboote auf uns warteten. Interessantes Teil. Es war keine Nussschale, aber schlafen konnte man darauf auch nicht wirklich. Drei Jet-Skis, ein halbes Dutzend Wakeboards und jede Menge Surfausrüstung waren darauf verstaut. Mein Lächeln wurde mit jedem Schritt breiter. Wir lachten mehr, als dass wir sprachen.

„Menschenskind Darren, wie lange ist das jetzt her?“ Rowan ergriff meine Hand und ich hatte das Gefühl, er würde sie mir zerquetschen. „Zwei Jahre? Drei?“

Ungefähr genauso lang, wie wir bereits diesen Urlaub planten.

„Es kommt mir länger vor, alter Mann“, gab ich zurück. Ewig. Elon hatte ich noch länger nicht gesehen und Amber … Wow. Sie machte ihrem Namen alle Ehre. Ihr langes Haar glänzte wie Bernstein mit einem Hauch von Honig und Gold. Unwillkürlich hielt ich den Atem an. Die Mädchen begrüßten sich schnatternd, wie es Mädchen eben tun – Küsschen rechts, Küsschen links – „Gut siehst du aus … Ehe steht dir … Du musst mir die Nummer deines Schneiders geben … Hast du dir die Nase machen lassen?“ Man(n) konnte da nur danebenstehen und dümmlich nicken. Holy … Ich hatte nie entscheiden können, wer von den beiden Girls besser aussah – meine rabenschwarze Carol oder die christkindgleiche Amber. Doch letztendlich hatte es keine Rolle gespielt. Zuerst war Amber die langjährige Freundin von Elon gewesen und dann hatte sie plötzlich von einem Tag auf den anderen Rowan geheiratet. Irgendwie hatte ich nie ganz rausbekommen, was damals passiert war. Aber solange es für alle funktionierte, sollte es mir recht sein. Außerdem hatte ich meinen Jackpot. Ich griff nach Carol, zog sie zu mir und sie kam aus dem Gleichgewicht. Kichernd ließ sie sich gefallen, wie ich sie an mich presste und küsste.

„Alter Mann!“, echauffierte sich Rowan lachend. „Ich geb’ dir gleich einen alten Mann. Na los, lass dich mal drücken.“ Ohne meine Einwilligung abzuwarten, quetschte er mich aus wie eine reife Orange – und Carol gleich mit.

„Hey Jungs, ich werde nicht ge-sandwich-t. Zumindest nicht in aller Öffentlichkeit, klar?“

„Ähh … Was?“ Überrascht sah ich meine Frau an. Gesandwicht???

Rowan lachte brummig wie ein Bär und drückte uns gleich noch mal so stark. Meine Frau zu umarmen, gefiel ihm.

„Easy, lass gut sein, Alter“, bat ich. „Ich bin sechzehn Stunden im Flieger gesessen. Mir tut alles weh.“

Carol befreite sich und schüttelte lachend den Kopf. „Nehmt euch ein Zimmer, Jungs.“

Rowan und ich erröteten. Ne … das war niemals unser Ding gewesen. Nicht mal im College.

„Na dann“, murmelte ich und klatschte erwartungsvoll in die Hände. „Wie geht’s jetzt weiter?“ Ja, ich war nie der Geduldigste gewesen. Stillstand und planloses Nichtstun versetzten mich in Unruhe.

„Elon sollte jeden Augenblick da sein. Du kennst doch Elon. Macht aus allem ein Geheimnis. Er wollte mir nicht sagen, wann er angekommen ist, wo er sich gerade wieder rumtreibt und was Sache ist … Das Übliche halt.“

„Vielleicht zeigt er seiner Frau noch ein paar Sehenswürdigkeiten“, warf Amber mit himmelsgleicher Stimme ein. Ich kam nicht umhin, sie mit einem Engel zu vergleichen, der auf die Erde gefallen war und sein Gedächtnis verloren hatte. Ob der Himmel ihr Fehlen schon bemerkt hatte? Die letzten zehn Jahre hatten ihre Formen nur noch weiblicher werden lassen und ich konnte es kaum erwarten, sie wieder im Bikini zu sehen. Oh ja … Zu meinem verstohlen sündigen Vergnügen bemerkte ich, dass sich bei mir dank ihres Anblicks nabelabwärts einiges regte.

„Kennt einer von euch Dominique?“, fuhr sie fort.

Ich blies überfragt die Luft aus.

Jetzt, wo sie es sagte … Elon hatte mir nicht einmal ein Foto von sich und seiner Frau geschickt. Er hatte nur gemeint, er hätte vor einiger Zeit geheiratet und da alles sehr schnell gegangen wäre und sie keine große Sache daraus machen hätten wollen, hätten sie auch niemandem Bescheid gesagt. Sie hätten spontan in Europa geheiratet. Auf einem Berg in den Alpen. Irgend so etwas … Es war mit ihm immer eine verrückte Geschichte. Wenn man mit Elon redete, war man hinterher meistens verwirrter als vorher.

Rowan und ich waren uns jedenfalls einig gewesen, dass wir uns gekränkt fühlen sollten, als beste Freunde nicht eingeladen worden zu sein. Und wenn man unseren Frauen so zuhörte, nahmen diese es sogar noch persönlicher als wir. Vor allem Amber. Coral war wahrscheinlich nur aus Solidarität zu mir einen Tag lang sauer auf Elon gewesen, aber Amber hatte sich wirklich vor den Kopf gestoßen gefühlt. Das hatten wir sogar über Skype sehen können. So war das halt, wenn man sich so lange kannte …

Ein Taxi fuhr vor, so eine alte, klapprige Blechkiste, die gut in die Pampa vor Mexiko City gepasst hätte, und hielt an.

„Jetzt bin ich ja gespannt“, dehnte Rowan die Worte und stellte sein berühmt berüchtigtes „Glaubt ja nicht, dass es mich zu sehr interessiert, obwohl es das natürlich tut“-Gesicht zur Schau. Manchmal war ich erstaunt, dass er mit diesem Gesicht Millionendeals abschließen und fette Provisionen kassieren konnte.

Und alles, was wir sahen, war …

Fuck!

Ein langes geschmeidiges Frauenbein, dessen zierlicher Fuß von einem lackschwarzen High-Heel gekrönt wurde. Und der restliche Körper, der folgte … Doppelfuck!

Dominique war eine Bombe. Das Wort „Sexbombe“ traf es nicht einmal annähernd. Sie hätte unter die Konvention für Massenvernichtungswaffen fallen müssen. Ihr langes, gewelltes Haar war kastanienbraun und glänzte, als hätte es in Öl gebadet. Und dazu diese voluminösen S-förmigen Locken … Und in High Heels gehen konnte sie auch noch – und wie! In ihrem knallengen, poknappen schwarzen Kleidchen sah sie wie eine Nutte aus – aber eine von der extrateuren Sorte. Gott, warum musste ich automatisch an einen Porno denken, wenn ich sie betrachtete? Elon, dieser Teufelskerl, hatte schon immer einen erlesenen Geschmack bewiesen. Zum Neiderblassen! Wo hatte er Dominique nur wieder aufgegabelt?

„Holy Shit“, entfleuchte es Rowan und er erntete wissende Blicke unserer Frauen. Carol sah mich an und ein Lächeln huschte über ihre hübschen Lippen. „Tu nicht so teilnahmslos“, sagten ihre Augen. „Du und ich wissen es doch besser.“

Schuldig. Ich grinste wie ein Schaf.

Elon winkte und strahlte, als wäre er eine Figur aus einem Mario Puzzo Roman. Dunkel, gebräunt und mit strahlend weißem Lächeln. Er sah wie ein italienischer Filmstar mit Familiengeschäft im Hintergrund aus, den der ignorante Hollywoodregisseur abgelehnt hatte, nur um dann mit einem kleinen Präsent in seinem Bett aufzuwachen.

Amber sah ihn erwartungsvoll an, aber mehr als ein Zwinkern hatte er nicht für sie übrig.

„Na, da wären wir“, sagte Elon anstatt einer Begrüßung. Die Frauen nahmen Dominique gleich in ihre Mitte und sorgten dafür, dass sie sich willkommen fühlte.

Ich drückte herzlich Elons Hand und konnte gar nicht glauben, wie lange es her war. Aber zum Reden ließ Rowan uns keine Zeit. Er lud uns sofort zu einem Begrüßungstrunk in der nahegelegenen Bar ein, während unser Gepäck verladen wurde.

Natürlich wollten unsere Frauen sofort mehr über die Insel wissen.

Rowan reichte den Prospekt herum, den unsere besseren Hälften gleich schnatternd in Beschlag nahmen. Es handelte sich um eine brandneue Strandvilla auf dem letzten Zipfelchen der Inselgruppe.

Sonne, Strand, enge Bikinis – die drei Verkaufsargumente hatten ausgereicht, um mich zu ködern. Die und die Aussicht, mal wieder auf ein Wakeboard zu steigen und auf einem Jet-Ski über türkisblaues Wasser zu brettern.

„Das Versorgungsboot kommt einmal die Woche und wir haben unsere völlige Ruhe. Keine Bediensteten. Nur wir … Es geht darum, sich wieder zu erden“, dozierte Rowan.